2009: Tag 6, Santa Maria in Valle - Casale le Crete

Freitag, 19.Juni 2009 
Strecke: ca. 14 km
 
Höhenmeter: ca. 400 m aufwärts, 700 m abwärts
 
Zeit: 8:00 Stunden


Letzter Tag! Mit 14 Kilometern die längste Etappe des ganzen Trips aber nach gestern bin ich zuversichtlich, die Strecke heute ohne Probleme zu meistern.

Nach einem reichhaltigen Frühstück und einem herzlichen Abschied von Antonella und Marco brechen wir gegen halb 10 Uhr auf.
Natürlich ist das angesichts der zu erwartenden Hitze wieder viel zu spät aber Eselstrekking hat mit allen Facetten eben seine eigene Regeln die nicht so einfach in einen normalen Zeitplan passen.
Was soll's. Dann werden wir heute wieder schwitzen und eine ausgedehnte Mittagspause einlegen.




Am Vormittag geht es zunächst nur bergab. Es ist sehr angenehm zu gehen da wir uns in einem lang gezogenem Tal im Schatten von alten Eichen bewegen.

Es macht sich etwas Wehmut breit da heute der letzte Tag ist und wir morgen wieder ohne unsere grauen Freunde unterwegs sind.

Alle Anstrengungen und Strapazen der letzten Tage sind vergessen und Alle sind bester Laune. Sogar die Esel legen ein unglaubliches Tempo vor. Hier scheint das Kraftfutter von heute morgen äußerst positiv nachzuwirken.







Das erste Etappenziel ist heute Rosciolo dei Marsi. Eine sehr schöne mittelalterliche Stadt die wir allerdings angesichts des fortgeschrittenen Zeitplans "links" liegen lassen.










Die erste Möglichkeit unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen ergibt sich in Magliano dei Marsi. Die Stadt war früher neben Rom die Stadt für den Safran Handel und es gibt teilweise sehr schöne alte Häuser die vom damaligen Reichtum zeugen. Beim Versuch ein Foto mit den Eseln  vor den Fassaden der alten Häuser zu knipsen verursache ich ein mittelschweres Verkehrschaos. Ich hab es dann doch gelassen.




Stattdessen habe ich mich mit einem Schnappschuss in einer der ruhigen Nebenstraßen begnügt. Im Hintergrund ist der Monte Velino (2.487 Meter) zu sehen, der uns die ganz Woche über begleitet hat.









Nachdem wir doch eine gefühlte Ewigkeit für die Durchquerung von Magliano dei Marsi gebraucht haben, waren wir froh etwas außerhalb ein schattiges Plätzchen am Wegesrand für die letzte Mittagspause zu finden. Mittlerweile waren wir sehr geübt im Absatteln und Brotzeit machen. Eine halbe Stunde später schliefen alle tief und fest. Um 4 Uhr ging es dann weiter zum letzten Anstieg mit 400 Höhenmetern.





Lemon Soda mit Bier gemischt ist so dass, was am annähernsten wie ein Radler schmeckt. Zumindest gab es hier in Sorbo keine Alternative und wahrscheinlich würde ich nun zuhause auch ganz anders darüber urteilen. Aber damals, in Sorbo nach 5 Tagen Eselstrip im Schatten von Weinreben hat es überirdisch gut geschmeckt, ich schwör!







Letztes Fotoshooting zum Abschied mit den Kindern auf den Eseln. Während dem Trip sind die Kinder allerdings fast immer alleine gegangen. Sonst hätten wir die maximale Zuladung für die Esel um Einiges überschritten. 

2009: Tag 5: Cartore - Santa Maria in Valle

Donnerstag, 18.Juni 2009
Strecke: ca. 7 km

Höhenmeter: ca. 200 m aufwärts, 200 m abwärts

Zeit: 4:00 Stunden


Fünf Uhr morgens, eine Zeit die ich sonst nur vom Hörensagen kenne aber diesmal weckt mich ein Geräusch. Schlaftrunken gucke aus dem Zelt über die angrenzende Lichtung und sehe wie sich gerade ein freilaufender Esel ins angrenzende Unterholz verdrückt. Sofort bin ich hellwach. “Eva ist los” rufe ich Gabi zu, stürze elektrisiert aus dem Zelt und laufe über die Lichtung. Am Waldrand angekommen suche ich nach der Eselin aber im schlechten Licht der Morgendämmerung kann ich keine Spur von ihr finden. “Was suchst du denn? Eva steht doch hier friedlich angeleint!” höre ich von hinten Gabi rufen. Ich eile zurück und tatsächlich, beide Esel stehen da, wo wir sie am Vorabend angeleint hatten. Und ich hätte schwören können …

Erleichtert legen wir uns wieder in unsere Schlafsäcke und gönnen uns noch zwei Stunden Schlaf. Das Frühstück besteht aus Espresso - die Milch war geronnen - und Nutellabrot. Dank der umliegenden Berge befindet sich unser Zeltplatz noch im kühlen Schatten und wir lassen uns mit dem Aufbruch Zeit. Heute steht dank Nino nur eine Kurzetappe auf dem Programm. Mittlerweile sind wir in eingespieltes Team. Das Zelt abbauen, die Taschen packen und die Esel beladen schaffen wir mittlerweile unter einer Stunde. Nur das “Austarieren” der Esel - keine Seite sollte mehr als o,5 Kilo schwerer sein als die andere - erfordert etwas Zeit. Bei Luca hatten wir noch eine Waage, aber hier in der Wildnis müssen wir auf unser Gefühl vertrauen.

Die Esel laufen heute überraschend gut. Kein Spur der Verweigerung wie am Vortag. Wahrscheinlich ist es die Aussicht heute Nacht wieder frei auf der Koppel von Antonella rumlaufen zu dürfen. Auch unsere Kinder freuen sich auf die Sitzbadewanne bei Antonella.

Wir machen noch einen Abstecher nach Cartore da wir kein Wasser mehr haben und die Quelle in Santa Maria in Valle aktuell defekt ist. Antonella hatte beim letzten Mal ihr letztes Wasser mit uns geteilt. Nach zwei Stunden sind wir wieder am Passo di Forge. Vor uns liegt das Tal das sich über Rosciolo bis Magliano di Marsi erstreckt. Im Schatten eines Baums pausieren wir und essen unsere letzten Äpfel, naja, die Kinder verfüttern sie an die Esel. Dann geht es bergab und kurz nach Mittag sind wir wieder bei Antonella und Marco. Gerade rechtzeitig zum Mittagessen und für eine ausgedehnte Siesta. Trotz der Nachmittagshitze ist es im Haus dank der dicken Steinmauern erfreulich kühl.

Am Spätnachmittag bekommen wir eine Führung durch die Sehenswürdigkeit in Santa Maria in Vale: Eine um 1100 n.Chr. erbaute Kirche des Benedektinerordens. Den Kindern ist dies zu langweilig. Sie spielen lieber mit den Antonellas Tieren. Neben den fünf Hunden gibt es zahlreiche Hühner, einen Hahn, mehrere Katzen und die große Attraktion: Einen frischen Wurf von niedlichen Katzenbabys. Ich setze mich an meinen Blog und muss wieder feststellen, dass ich nur offline arbeiten kann. Das Netz der Telecom Italia Mobile hier in den Abruzzen ist sehr schlecht. Naja, das Posten des Blogs muss dann warten bis wir wieder in der Zivilisation sind.

Der Abend bietet wieder ein kulinarisches Highlight. Antonella serviert wieder zahlreiche Spezialitäten aus den Abruzzen und wir kosten zum Abschluss noch lecker Kirsch-Schnaps. Bevor wir uns ins Bett legen, gucke ich noch bei den Eseln vorbei. Die genießen, dass sie auf der Koppel nicht festgebunden sind und frei herumlaufen können. Als Sie mich sehen kommen sie zum Zaun und Nino stupst mich mit seiner Schnauze. Mein Kumpel Nino! Er hat mich so manche Nerven gekostet aber ich werde ihn vermissen wenn wir die Esel morgen wieder abgeben.

2009: Tag 3, Mt. San Angelo - Santa Maria in Valle

Mittwoch, 17.Juni 2009

Strecke: 8 km
Höhenmeter: 400 m aufwärts, 200 m abwärts
Geplante Zeit: 5:30 Stunden


Das Rufen der Esel weckt uns um 5:30 Uhr. Die Nacht über waren sie ganz ruhig aber anscheinend sind sie der Meinung, dass es nun Zeit wäre weiter zu gehen. Die Stelle an der sie die Nacht über angebunden waren ist leer gefressen. Ich suche einen neuen Platz mit frischen Grünzeug und binde sie fest. Eine halbe Stunde später ist dann auch unser Frühstück fertig und gleichzeitig schiebt sich die Sonne hinter dem Monte Velino hervor. Das Wetter verspricht heute wieder sonnig und heiß zu werden und ich hoffe, dass der heutige Trip überwiegend im Schatten verläuft. Dann fällt mir allerdings Lucas Bemerkung bei der Lagebesprechung am Sonntag ein, dass uns heute ein ausgesetzter, schattenloser Aufstieg bevorsteht.

Zunächst geht es jedoch erst einmal unterhalb des Monte St Angelo flach auf einer Hochebene entlang. Damit die Esel heute schneller laufen haben wir zusätzlich zu den frischen Gräsern noch “Müsli” verfüttert. Luca hat uns beim Abschied gestern noch einen kleinen Sack mit Kraftfutter mitgegeben. Die Hälfte davon geben wir unseren Esel und tatsächlich kommen wir anfänglich ganz gut voran. Allerdings müssen wir schnell erkennen, dass wir gestern zu früh campiert haben. - unmittelbar nach dem Zeltplatz am Monte St. Angelo müsste eigentlich ein steiler Abstieg beginnen. Wir allerdings tappern auf einer Hochebene entlang. Zu allen Pech, finden wir unmittelbar nach dem Start auf einer Wiese keine orange-farbigen Markierungen mehr, die uns den Weg weisen sollen. Der gesamte Pfad wurde im Vorfeld von Luca mit orangefarbenen Punkten, Pfeilen und Kreuzen markiert. Zusätzlich erhielten wir von Ihm noch eine engbeschriebene 7-seitige detaillierte Routenbeschreibung, der “Moser-Guide” des Eselstrekkings und eine Kopie der Karte mit eingezeichneten Route. Bisher hat dies immer ausgereicht den richtigen Weg zu finden. Jetzt stehen wir allerdings etwas ratlos in der Gegend.

Normalerweise würde ich nun den Weg nach “Bauchgefühl” einschlagen was mir oft schon geholfen hat, mich aber auch einige Male an Steilabbrüche, undurchdringliches Unterholz oder ausgetrocknete Flußläufe mit meterhohen Findlingen geführt hat. Mit zwei 250 - 300 kg schweren Eseln entscheiden wir doch auf Nummer sicher zu gehen und schwärmen aus um die nächste Markierung zu suchen. Etwas später sind wir erfolgreich. Wie sich später herausstellt, haben wir unsere bereits zurückgelegte Strecke überschätzt und suchten die Markierung an der falschen Stelle.

Die nächste Verzögerung kommt kurz danach als wir an einer Weggabelung die orangene Markierung übersehen und ein gutes Stück in die falsche Richtung laufen. Erst als wir uns den Weg wieder zurück erarbeiten kommen wir um 11 Uhr an den steilen Abstieg, den wir eigentlich schon heute früh um 8 Uhr nehmen wollten.

Und nun wird’s haarig. Nino gibt bergab immer richtig Gas. Um ihn zu bremsen ist es erforderlich mit ausgestreckten Armen vor ihm herzugehen und sich mit der Schulter gegen ihn zu stemmen. Kein leichtes Unterfangen bei einem 300 kg schweren Grautier der von hinten schubst und am liebsten den Berg im Dauerlauf hinunter breschen möchte. Erschwerend kommt hinzu, dass der Pfad völlig mit Sträuchern überwuchert ist. Nach einer Stunde schweißtreibender Arbeit kommen wir endlich im Tal an und schlagen unser Mittagscamp im Schatten einer Pappel auf. Da uns mittlerweile das Wasser ausgegangen ist, mache ich mich in der Mittagshitze auf den Weg in das ein Kilometer entfernten Dorf. Von vier Häusern ist nur noch eines bewohnt und der Hausherr füllt mir freundlicherweise meine zwei Kanister auf. Im Camp werde ich sehnsüchtig erwartet. Die Kanister werden dank der Esel schnell geleert und für den Nachmittag bleiben uns nur noch ein Liter Wasser.

Nach der Siesta machen wir uns an den Anstieg. In der Nachmittagshitze kriechen wir den schattenlosen Hang hoch. Glücklicherweise kommt ab der Hälfte etwas Wind auf. Allerdings ist das Glück von kurzer Dauer weil kurz danach Hanni streikt und ich sie auf der Schulter den Berg hochtrage. Oben angekommen ist auch der letzte Tropfen Wasser aufgebraucht und ich ärgere mich, dass ich nicht noch ein zweites Mal in das Dorf gegangen bin um die Kanister noch einmal aufzufüllen.

Die letzten Kilometer bis Santa Maria in Valle gehen über eine schöne Hügellandschaft, einzig die sengenden Nachmittags-Sonne und das fehlende Wasser trüben ein wenig die Stimmung. Wir sind dann doch froh, als wir um 7 Uhr unser Etappenziel das B&B Bricioledi in Santa Maria in Valle erreichen. Das ausgezeichnete Abendessen von Antonella macht ganz schnell alle Anstrengungen des Tages wieder vergessen und nach einer Nacht im Zelt genießen wir in dieser Nacht wieder alle die Annehmlichkeiten einer Dusche und eines weichen Bettes. Nur die morgige Strecke mit 13 Kilometern und 1.100 Höhenmetern bereitet mir etwas Kopfzerbrechen.

2009: Tag 4: Santa Maria in Valle - Caparnie

Dienstag, 16.Juni 2009

Strecke: geplant 13 km, tatsächlich: ca. 7 km
Höhenmeter: geplant: 1.000 m aufwärts, 200 m abwärts, tatsächlich: 300 auf-, 200 abwärts
Geplante Zeit: 6:30 Stunden



Der Tag beginnt mit einem ausgezeichneten Frühstück bei Antonella. Auch die Esel Eva und Nino fressen sich auf der Weide mit frischem Grünzeug satt. Die heutige Etappe ist mit 1.100 Höhenmetern das “L'Alp d'Huez” unseres kleinen Trips. Da braucht man als Esel schon eine Extraportion Kohlenhydrate. Das heutige Ziel ist Caparnie, eine Schäferhütte auf 1.800 Meter mit der Möglichkeit Käse bei Maurizio dem Schäfer zu kaufen. Auf seiner Weide werden wir unser Zelt aufstellen und werden die Nachkühle und den Blick ins Tal genießen. Antonella gibt uns zum Abschied noch eine Flasche ihres selbstgekelterten Wein als Schlummertrunk für den heutigen Abend mit.

Das Wetter ist auch heute unverändert gut, keine einzige Wolke zeigt sich am Himmel. Wir werden wahrscheinlich wieder die 30 Grad Marke knacken. Die Karte weist heute zwei Quellen direkt an der Strecke aus. Das ist beruhigend.
Hinter Santa Maria in Valle geht der Pfad unterhalb des Monte Velinos beständig bergauf. Die Esel haben heute einen guten Tag und legen ein flottes Tempo vor. Sie sind so schnell, dass Gabi und die Kinder bald zurückfallen und ich mit den beiden Esel schon mal voraus gehe. Nach einer Stunde haben wir die 200 Höhenmeter bis zum Passo di Forge geschafft und machen eine kleine Pause im Schatten eines kleinen Baumes. Kurz danach hoppelt ein altersschwacher Punto über die Weiden. Es ist ein Bauer der mit einem Fernglas die Hänge nach seinen Kühen absucht. Vom Passo di Forge geht es hinab nach Cartore wo wir an einer schönen Quelle unseren Durst stillen können. Eigentlich soll in Cartore nur noch eine Familie wohnen. Als wir ankamen gaben sich jedoch verschiedenste SUVs gefüllt mit Parkwächtern, Archäologen und Bauern in flotter Abfolge ein Stelldichein. Das Gefühl der Einsamkeitder vergangenen Tage wollte sich heute nicht so richtig einstellen.

Eigentlich hatten wir Siesta in Cartore eingeplant aber da wir das Etappenziel durch das Tempo der Esel schon um 11 Uhr erreichen, entschließen wir uns noch ein Stückchen weiterzugehen. Immerhin gilt es hinter Cartore in engen Serpentinen die verbleibenden 900 Höhenmeter des Tages zu bewältigen.

Und dann passiert es, knapp einen Kilometer hinter Cartore tritt Nino in den Streik und will keinen Meter mehr den Berg hoch laufen. Nach unten: Ja, nach oben: Nein. Auch der Trick, mit dem Esel einen 360er laufen und dann geht es einfach wieder in der ursprünglichen Richtung weiter, der bisher immer erfolgreich war, führt zu nichts. Wir greifen tief in die Trickkiste und fahren das gesamte Repertoire der Eselspsychologie auf: Wir singen, wir drohen, wir betteln. Wir legen eine Spur mit Apfelschnitzel, mit Kraftfutter, mit Karotten. Wir gehen voran lassen die Esel alleine und warten dass sie nachkommen. Wir ändern die Reihenfolge und lassen Eva vorangehen. Wir schieben, wir ziehen, wir kitzeln. Nichts hilft. Wir schlagen unser Camp auf und hoffen dass sich das Thema nach einer ausgedehnten Siesta von alleine löst. Leider vergeblich. Nach weiteren Versuchen Nino zum Bewegen zu überreden, geben wir uns um 4 Uhr geschlagen. Nino: 1 - Rainer: 0
Mit Gefluche machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal bergab wie Nino es sich wünscht und suchen uns einen alternativen Zeltplatz für unsere heutige Nächtigung. Östlich von Cartore werden wir fündig und unterhalb von 3 riesigen Eichen schlagen wir unser Lager auf.

Der Platz ist sehr schön. Eingerahmt von hohen Bäumen befinden wir uns auf einer großen Lichtung mit saftigen Gras. Lautes und vielzähliges Vogelgezwitscher erzeugt nahezu die Illusion, dass wir uns im Brasilianischen Regenwald befinden. Die Esel haben bestes Grünzeug in rauen Mengen, auch wenn ich Nino diesen Luxus heute nicht gönne. Wir machen uns wieder Nudeln, diesmal mit Antonellas Tomatensoße. Zum Tagesabschluss genehmigen wir uns Antonellas Rotwein und hören uns das Vogelkonzert an. Ab und zu hört man in der Ferne Kuhglocken-Gebimmel, das hier allerdings von Pferden kommt, die hier auf den Weiden in kleinen Herden frei herumlaufen. Spätestens da bin ich mit Nino und der Welt wieder im Reinen und genieße die Natur und die Nacht unter freiem Himmel

2009: Tag 2, Casale le Crete - Mt. San Angelo

Montag, 15.Juni 2009


Strecke: 8 km
Höhenmeter: 350 m aufwärts, 200 m abwärts
Geplante Zeit: 5:30 Stunden





Etappenziele: Sorbo (Vordergrund) und
Poggio Filippo (Hintergrund)

Der Wecker klingelt um 6:00 Uhr aber mit den ganzen Vorbereitungen kommen wir dann doch erst um 9:00 Uhr los. Nicht ganz unschuldig ist das tolle Frühstück im Casale le Crete mit selbstgebackenen Schokokuchen und eigenem Honig. Der Wetterbericht sagt 30 Grad voraus und wir gehen noch einmal den Streckenverlauf durch und gucken uns an wo sich die Quellen an der Strecke befinden. Auf der heutigen Strecke gibt es zwei Möglichkeiten die zwei 5 Liter Kanister die uns Luca mit gibt wieder aufzufüllen. Das dürfte reichen. Das Schlimmste das uns passieren kann, ist das uns das Wasser ausgeht und die Kinder nicht mehr laufen wollen. Da verstehen die keinen Spaß...


Die Begeisterung der Kinder, Hanni (4) und Lotti (5), für die Esel ist groß. Jeder will die Esel striegeln, füttern, führen , etc.. Mit den Kindern haben wir bisher kleine Bergwanderungen von 3 - 5 Stunden unternommen. Dieses Jahr waren wir aber erst einmal in den Bergen unterwegs, von Schliersee zum Tegernsee, lt. GPS 12 km und 600 Höhenmeter. Das hat gut geklappt und außer das letzte Stück am Tegernsee, sind die Kinder die Strecke auch selbst gelaufen. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob sie ähnliche Strecken die nächsten 5 Tage hintereinander schaffen werden. Zur Not können sie kürzere Strecken, solange es eben ist, auf dem Esel reiten. Das wäre kein Problem meint Luca. Mir ist es recht, damit wird mein Rücken nicht überstrapaziert.



Wie von Luca prognostiziert, kommen wir am ersten Tag für meine Begriffe nur quälend langsam voran. Die Esel, allen voran Nino der 7 Jahre alte Wallach, schert immer wieder aus und frisst sich am Straßenrand satt. Dann gilt es ihn mit einen leichten Ruck am Seil und “Ho Nino ho!” oder alternativ “Nino vai!” wieder auf die Strecke zurück zu bringen. Eine Prozedur, die mich die kommenden Nächte noch im Schlaf verfolgen wird. Wichtig ist, den Esel nur mit einen leichten bis beherzten Ruck am Seil zu signalisieren, dass er doch nun weitergehen möge. Was ein Esel gar nicht mag ist wenn man versucht ihm mit gespannten Seil weiter zu zerren. Dann schaltet das Grautier auf stur.

Um kurz nach 10 sind wir in Sorbo. Laut der Signora die hier das Restaurant betreibt, wohnen hier noch 48 Einwohner. Wir nutzen die Gelegenheit die Wasservorräte wieder aufzufüllen. Naja, von den 10 Litern fehlt vielleicht ein halber. Ein kurzer Check des Zeitplans sagte mir, dass wir hinter Plan sind aber wer mit Esel und mit Kindern unterwegs ist, sollte sich nicht unbedingt mit Zeitplänen abgeben.

Hinter Sorbo geht es stetig bergauf und wir sehen über uns schon das nächste Etappenziel: Poggio Fillipo. Allerdings macht der Weg einen großen Bogen nach Osten und vor dem frühen Nachmittag werden wir den Ort nicht erreichen.

Gegen Mittag übersteigt die Temperatur das erträgliche Maß und wir richten uns zur Siesta unter zwei großen schattigen Büschen ein. Vom Gepäck befreit fangen unsere Esel gleich zum Grasen an und ich hab die Hoffnung, dass Nino gesättigt nach einer ausgedehnten Mittagspause am Nachmittag schneller laufen wird.

Die Mittagspause verbringen wir mit Früchten und Sandwich und dösen vor uns hin. Die Kinder sind ausgeruht und aufgedreht so dass deren Mittagsschlaf ausfällt. Das wird sich die nächsten Tage hoffentlich noch ändern.

Gegen 3 Uhr beenden wir die Siesta und brechen zum Monte St. Angelo auf, der sich hinter Poggio Fillipo erhebt. Luca hat uns drei Zeltmöglichkeiten unterhalb des Berges auf der Karte eingezeichnet, wobei er meinte, dass der letzte Platz, der also am weitesten weg ist, der Schönste wäre. Damit haben wir uns dies auch als heutiges Tagesziel gesetzt. Allerdings habe ich keine Ahnung wie lange wir bis dahin noch gehen müssen.

Kurz danach kommen wir am Rand von Poggio Fillipo an und Gabi macht einen kurzen Abstecher zum Fruchthändler um unsere Vorräte aufzufüllen. Beim darauffolgenden Anstieg streikt Hanni und ich nehme sie auf die Schulter. Zu steil ist die Strecke um sie auf einen Esel zu setzen. Die Esel wiederum verfallen den Nachmittagsblues und Gabi hat alle Hände voll zu tun sie am Laufen zu halten. Gegen 6 Uhr erreichen wir unserer Meinung nach den tollen Zeltplatz den uns Luca beschrieben hat mit Blick auf den Monte Velino und errichten unser Lager.

Die Esel bekommen einen schönen Nachlagerplatz mit viel Futter zum Grasen. Wir gönnen uns Nudeln mit Tomatensoße. Es wird erst um 10 Uhr dunkel und solange halten auch die Kinder durch. Von den zehn Litern Wasser haben wir noch fünf. Das muss reichen bis morgen Mittag, dann erst kommt die nächste Quelle. Gabi checkt noch einmal die Knoten am Nachtseil mit dem wir die Esel festgebunden haben. Es wäre schade wenn wir die Esel schon in der ersten Nacht verlieren. Lt. Luca ist es schon zwei Mal passiert, dass die Esel ohne die Gäste zurückkamen. Einmal brach der Erdanker mit dem Eva nachts festgebunden war. Das andere Mal stimmte die Chemie zwischen Nino und seinem Führer nicht und er büchste aus. Den Weg nach Hause finden die Esel auch immer alleine, Luca ist da zuversichtlich.

Nachdem alles verstaut ist und wir die Strecke für morgen noch einmal durchgegangen sind (8 km, 400 Hm) legen auch wir uns ins Zelt. Zu meinen Erstaunen sind alle Luftmatratzen noch heile und das Nachtlager ist weich und komfortabel. Nicht schlecht für den ersten Tag. Einzig der Rotwein fehlt zum perfekten Tagesausklang.

Blick auf den Monte Velino

2009: Tag 1, Casale Le Crete

Sonntag, 14. Juni 2009: Prolog
Tagliacozzo, Heimatort von Luca, der uns dankeswerterweise seine beiden Esel, Nino und Eva fuer eine Woche anvertraut.


Fünf Kilometer ausserhalb finden wir dann auch das Casale le Crete und den ersten Esel.


Routenplanung - Leider konnte ich weder das Symbol für Quelle, noch das Symbol für Friedhof benennen, beides lt. Luca wichtige Symbole für das Pfadfinden auf unserer Tour. Ist hoffentlich kein böses Omen. Ich habe zur Sicherheit noch mein GPS fähiges Handy dabei mit der passenden Off-Road-Navi-Software und einen Ersatz-Akku.



Fertig gepackter Esel - 30 Kilo (=Ladegewicht eines Esels) sind schnell erreicht und es musste dann doch eine Selbstaufblasbare Luftmatratze, eine Flasche `98er Bardolino und diverse unwichtige Kleinigkeiten zurück bleiben. Naja immerhin habe ich noch die Macchineta und den Milchschäumer gerettet. Wenn schon campen dann doch mit Cappucino am Morgen.



Aufbruch zur Einweisung: Drei Stunden den Berg rauf und runter und Luca hat uns alles gezeigt was wir wissen müssen.



Am Ende der drei Stunden war es dann doch ueberraschend wie viele Mücken und Bremsen wir trotz Autan auf uns gezogen haben. Auch bin ich mir nicht sicher, ob unsere drei verbleibenden Luftmatratzen heile bleiben wenn wir weiterhin so durch das Gelände marschieren wie heute. Morgen abend werden wir es wissen denn dann ist nach 12 km und 300 Hoehnmeter das erste Camping angesagt.

Wien 2008

Erste Begegnung mit einem Esel, Sicherheitsabstand inklusive.